Herausgeber:
Bündnis Kinder- und Jugendreha e.V. (BKJR)

in Zusammenarbeit mit:
der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische
Rehabilitation und Prävention e.V. (DGPRP)

Das Bündnis Kinder- und Jugendreha e.V. (BKJR) ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Medizinische Rehabilitation SGB IX (AG Med Reha)

Vielschichtige Corona-Folgen: Reha hilft betroffenen Kindern und Jugendlichen

Die Corona-Pandemie hat bei vielen Kindern und Jugendlichen seelische und körperliche Spuren hinterlassen. Eine Kinder- und Jugendreha hilft den Betroffenen bei psychischen Corona-Auswirkungen, bei Post-COVID und Long-COVID.

Angesichts der nächsten drohenden Corona-Welle im Herbst hat das Bündnis Kinder- und Jugendreha e.V. (BKJR) mit Kliniken, niedergelassenen Ärzten und betroffenen Familien Beratungsgespräche geführt. Diese offenbarten die kommenden Herausforderungen in der Kinder- und Jugendreha, für die Rehakliniken bundesweit jedoch gut gewappnet sind.

Bereits 70 Rehamaßnahmen bei Long-COVID oder Post-COVID
Die Rehakliniken für Kinder und Jugendliche sind für Rehamaßnahmen zur Bewältigung der Pandemiefolgen gut aufgestellt: mit Neuropädiatern, pädiatrischen Pneumologen, Kinder- und Jugendärzten, Kinder- und Jugendpsychiatern, kinder- und jugendspezifischen Therapeutenteams und Klinikschulen. Genügend Betten stehen zur Verfügung, bestehende Wartezeiten werden bei Eilanträgen übersprungen.

Seit der 2. Corona-Welle wurden rund 70 Kinder und Jugendliche aufgrund von Long-COVID oder Post-COVID in Rehakliniken behandelt. Je nach Krankheitsbild geschah dies überwiegend in neuropädiatrischen Kliniken, aber auch in Reha-Kliniken mit pneumologischem und psychosomatischem Schwerpunkt.

Starke Zunahme an Reha-bedürftigen Kindern im Herbst?
Im Herbst und Winter dieses Jahres werden die wenigsten Kinder und nur ein Teil der Jugendlichen gegen Corona geimpft sein. Das Bündnis Kinder- und Jugendreha geht daher davon aus, dass sich viele Minderjährige mit der Delta-Variante anstecken werden. Das kann zu einer deutlich höheren Zahl von Reha-bedürftigen Kindern und Jugendlichen mit Long-COVID oder Post-COVID führen.

Rehabilitation zur Bewältigung der pandemiebedingten psychischen Belastungen
Ein bisher viel zu wenig beachtetes Problem sind die gesundheitlichen und psychischen Folgen der pandemiebedingten Belastungen bei Kindern und Jugendlichen. Diese psychischen und psychosomatischen Belastungen haben offensichtlich bereits 2020 zu Veränderungen in der Inanspruchnahme von Rehamaßnahmen geführt.

Mit Beginn der Pandemie gab es bei den Maßnahmen der Rentenversicherung 2020 einen Rückgang der Leistungen um 28%. Hierbei fällt auf, dass der Rückgang vor allem Anträge bei Atemwegserkrankungen betrifft.

Innerhalb der psychosomatischen Erkrankungen aber berichten die Kliniken von einer massiven Verschiebung hin zu „Rehamaßnahmen als Folge der pandemiebedingten Belastungen von Kindern und Jugendlichen“. Offensichtlich betreffen diese Rehamaßnahmen verstärkt sozialbenachteiligte Minderjährige sowie Kinder und Jugendliche aus Ein-Elternfamilien. Diese hat der Lockdown besonders hart getroffen. Das berichten auch Ärzte und Jugendämter.

An Reha wird bei Corona zu selten gedacht
Ein großes Problem ist, dass sehr viele Familien und Ärzten die Reha als Hilfe bei Corona-Infektionen nicht kennen oder nicht daran denken. Auch bei den mittlerweile vielen Presseartikeln zu Corona bei Kindern und Jugendlichen kommt die Reha nicht vor. Ebenso fehlen in den Berichten des BMG und BMFSFJ (30.06.21) und der GMK (16.06.21) ein Hinweis auf die Möglichkeiten der Kinder- und Jugendreha.

Der Hauptkostenträger für Kinder- und Jugendreha ist die Deutsche Rentenversicherung (DRV). Sie übernimmt auf Antrag die kompletten Kosten für Leistungen zur medizinischen Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen.

Forschung zu den Corona-Folgen bei Kindern und Jugendlichen
Der BKJR fordert, die Forschung zu Corona-Folgen weiter zu verstärken. Die aktuelle Datenlage ist widersprüchlich. Zudem gestaltet sich die Diagnostik einer Long-COVID- oder Post-COVID-Erkrankung enorm aufwändig – und die Ergebnisse sind nicht immer eindeutig.

Das Bündnis Kinder- und Jugendreha e.V. ist deshalb mit Partnern bereits dabei, die aktuelle Situation in den Rehakliniken für Kinder und Jugendliche genauer und differenzierter zu erfassen.

Quelle: „IMA Long-COVID: Arbeitsfähigkeit, Rehabilitation und berufliche Wiedereingliederung“ Statement des Bündnisses Kinder- und Jugendreha e.V.

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